Cable-Car-World 2022

Vom 21.Juni bis zum 22.Juni wurde in 2022 mit der "Cable Car World" das erste Mal eine Fachmesse mit dem Fokus auf urbanen Seilbahnen als gleichwertigem Bestandteil der neuen urbanen Mobilität realisiert. Schwerpunkte waren Seilbahnen im Kontext neuer urbaner Mobilität und dient als Netzwerk-Plattform für den Wissenstransfer zum Thema der urbanen Seilbahnen und ihren Einsatzmöglichkeiten. Die folgenden Abbildungen zeigen einen kleinen Einstieg in das Thema. Die gesamte Präsentation steht zum Download zur Verfügung.

Der folgende Link ermöglicht den Download der gesamten Präsentation.

Link zur Cable-Car-World

Machbarkeitsstudie Seilbahn Venusberg

Die Stadt Bonn prüft aktuell ein seilgeführtes öffentliches Verkehrsmittel, dass eine Verbindung zwischen dem Venusberg mit der Wohnsiedlung, den Naherholungsflächen und den Kliniken mit dem im Tal liegenden Siedlungsbereich mit seinen ÖPNV-Trassen herstellt. Diese Verbindung wurde erstmalig in einer Verkehrsuntersuchung zur Masterplanung auf dem Venusberg angeregt. Der erste Grund war die absehbar ungenügende Leistungsfähigkeit der Hauptzufahrtsstraßen auf den Venusberg zur Erschließung der vorhandenen und geplanten Nutzung. Die angedachte Seilbahn zur Erschließung des Venusbergs ausgehend von Kessenich wurde bereits in ihrer Verkehrsbedeutung mit einer Beispieltrassierung im Verkehrsentwicklungsplan (VEP) 2020 untersucht. Der VEP kommt dabei im Maßnahmenbündel zum Ergebnis, dass das Projekt als Modellvorhaben realisierbar ist.

Zu berücksichtigen ist, dass das Fahrtenaufkommen etwa durch höhere Arbeitsplatz-, Studenten- und Patientenzahlen (damit mehr Besucher) in Verbindung mit Parkraumbewirtschaftung und Fahrradverkehr zu höherer Nachfrage auf der untersuchten Verbindung führen würde. Dabei waren der touristische Verkehr sowie der Verkehr aus der Radfahrernutzung nicht berücksichtigt. In der weiteren Diskussion der Seilbahn in Bonn wurde eine verbesserte Wirksamkeit der Bahn durch Anschluss an das übergeordnete Schienennetz am zukünftigen Haltepunkt UNCampus mit Zugang zur U-Bahn diskutiert. Bei einer vollständigen, netzweiten Betrachtung des Systems ist auch der Übergang über den Rhein und Anschluss an die Schienentrassen in Beuel denkbar.

Inzwischen sind zur Seilbahn verschiedene Vorschläge der Trassenführung einschließlich verschiedener Verlängerungsoptionen gemacht worden. Der Rat der Stadt Bonn beschloss am 16.9.2015 diese weiterführenden Planungsansätze in die Betrachtung einer Machbarkeitsstudie aufzunehmen. Mit der Machbarkeitsstudie sollten zum einen die möglichen Trassenführungen und deren Auswirkungen beleuchtet werden, zum anderen der Aspekt der Nachfrage untersucht werden. Hier waren insbesondere die im VEP schon angesprochenen Nachfrageeffekte zu betrachten. Darüber sollten Effekte von touristischen Verkehren und der Radverkehr explizit berücksichtigt werden.

Durch die Machbarkeitsstudie wurden unterschiedlichen Trassenvarianten sowie Verlängerungsoptionen geprüft. Im Anschluss wurde die Nachfrageberechnung für erfolgversprechende Varianten durchgeführt. Weiterhin wurden die Kosten- und Ertragssituation für ausgewählte Varianten
anhand erster Trassenkonzeptionen und möglicher Bahn-Formen untersucht werden. Hier wurde grundsätzlich angenommen, dass das Seilbahnangebot in den regulären Nahverkehr intergriert wird. Insbesondere auch hinsichtlich der Preisgestaltung.

Der folgende Link verweist zum Download-Bereich der Stadt Bonn. Dieser stellt die von VSU durchgeführten Machbarkeitsstudie "Seilbahn Venusberg" und weitere Seilbahn-Infos zur Verfügung.

www.bonn.de/themen-entdecken/verkehr-mobilitaet/seilbahn/inhaltsseiten/downloads-zum-thema-seilbahn.php

Seilbahnen als Verkehrsmittel des öffentlichen Nahverkehrs

Quelle: "Seilbahnen als urbanes Verkehrsmittel - Potentiale für den öffentlichen Personennahverkehr und Barrieren in der Projektimplementierung"; Bachelorarbeit von Jakob Hamborg an der Fakultät Raumplanung der Technischen Universität Dortmund

Urbane Seilbahnen als Teil des ÖPNV kommen in Betracht, wenn einer Versorgung mit klassischen Verkehrsmitteln Bus und Straßen- / U-Bahn erhebliche Hindernisse entgegenstehen. Dies können schwer oder nicht überwindbare topografische Situationen sein oder auch hochbelastete Stadträume, für die keine ausreichende Angebotsqualität etwa wegen Staus hergestellt werden kann. In den Planverfahren müssen den Kosten der Seilbahn entsprechend ersparte Aufwendungen, wie etwa eine nicht zu bauende Brücke etc. entgegengehalten werden können.

Realisierte urbane Seilbahnen zeigen, dass neue Verkehrsverbindungen zusätzliche Erschließungswirkungen und damit Entwicklungsimpulse für Stadtbereiche auslösen können. Hierzu trägt die Gestaltung von Stationen auch städtebaulich und sozialräumlich bei. Dem Entwicklungsgedanken ist bei neuen Seilbahnverbindungen daher neben dem Erschließungsgedanken Augenmerk zu schenken.

Vorteile sind dann die hohe Betriebssicherheit, bei Umlaufbahnen die kurze Wartezeit und die entsprechend gute Verknüpfbarkeit mit Bussen und Bahnen, aber auch eine Attraktionswirkung auf bisher nicht ÖPNV-affine Gruppen. Vorteil ist auch eine verhältnismäßig kurze Bauzeit. Nachteile können neben dem Kostenaspekt vor allem die Wetterabhängigkeit, die mögliche Störungswirkung von Privatsphären von oben sowie eine zusätzliche Verkehrswirkung im Zulauf der Stationen in Wohngebieten sein.

Bei der Planungs- und Investitionsentscheidung sollten bereits im Vorfeld die zukünftigen Beförderungszahlen prognostiziert werden, da eine nachträgliche Systemerweiterung nur mit hohen Kosten umsetzbar ist. Der Flächenbedarf der Infrastruktur ist, etwa im Verhältnis zum Straßenbau, gering. Für besondere Verhältnisse, wie etwa schmalem Trassenraum, stehen Sonderlösungen zur Verfügung.

Kostengünstig in der Anschaffung sind Einseilumlaufbahnen, deren Betrieb ist jedoch verschleiß und energieaufwändiger als bei Zweiseil- bzw. Dreiseilumlaufbahnen, die sich jedoch vor allem für größere Personenmengen eignen. Umlaufbahnen können hintereinandergeschaltet werden, Netzbildung ist möglich. Für den Einsatz im ÖPNV ist, wie bei Bus und Bahn, eine gute Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln vorzusehen.

Die planerische Umsetzung ist in der Regel über ein Planfeststellungsverfahren vorgegeben, es stehen die gleichen Instrumente zur Durchsetzung wie bei anderen Infrastrukturmaßnahmen zur Verfügung. Neben Grundstücksrechten für bauliche Anlagen sind Grundstücksrechte für das Überschweben zu sichern. Trotz der geringen Bauzeit von etwa einem Jahr sind daher keine kürzeren Planungs- und damit Realisierungsprozesse in Deutschland als bei Straßen und Schienentrassen zu erwarten.